Der Bayerische Anwaltverband
über 150 Jahre Bayerische Anwaltschaft

Die Geschichte des BAV ist nur sehr bruchstückhaft dokumeniert. Helfen Sie mit, ein vollständigeres Bild des BAV zu gewinnen! Wenn Sie historisches Material über den BAV oder die bayerische Anwaltsgeschichte haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme → geschaeftsstelle@bayerischer-anwaltverband.de

1861 - 1883

Am 6. Januar 1861 trafen sich 84 Anwälte aus verschiedenen Gegenden Bayerns in Nürnberg, um einen Anwaltsverein für Bayern (BAV) zu gründen. Die Initiative dieser 84 Anwälte wurde noch von 107 weiteren Anwälten unterstützt. Von den damals 321 Anwälten in Bayern beteiligten sich also rund zwei Drittel an der Gründung des Bayerischen Anwaltsvereins.

Erster Vorsitzender war Rechtsanwalt (Advokat) Krafft aus Nürnberg. Themen der vom Anwaltsverein für Bayern jährlich veranstalteten Anwaltstage, waren vor allem der Entwurf einer Anwaltsordnung, die Freigabe der Advokatur und die Aufhebung der Lokalisierung.

Am 25.03.1871 beschloss der Anwaltsrat des BAV, die Gründung eines „Allgemeinen Deutschen Anwaltsvereins" vorzuschlagen. Gemeinsam mit dem am 23.08.1861 in Berlin gegründeten preußischen Anwaltsverein lud der BAV zu einem Deutschen Anwaltstag am 19.07.1871 in einem Rundschreiben ein. Am 25.08.1871 konnte im Saal der Concordia in Bamberg die Gründung des Deutschen Anwaltsvereins (DAV) gefeiert werden. In der Folgezeit verlagerten sich die Aufgaben zunehmend auf den Deutschen Anwaltsverein. 1883 löste sich als Folge der Anwaltsverein Bayern zunächst auf.

Vereinszeitschrift in dieser Zeit
BAV: Zeitschrift des Anwaltvereins für Bayern 1861 - 1883/84
DAV: Juristische Wochenschrift 1872 – 1934

1918 - 1933

Dr. Max Friedlaender ist es zu verdanken, dass die Auflösung des BAV im Jahre 1883 nicht von Dauer war. Dr. Friedlaender war 1899 im Alter von 26 Jahren in München als Rechtsanwalt zugelassen worden. Von 1911 bis 1927 Mitglied gehörte er dem Münchener Kammervorstand an.

So wurde am 24.11.1918 in Augsburg der Bayerische Anwaltverband gegründet. Er sollte nach der Vorstellung seiner Gründer „Zusammenfassung der Bayerischen Anwaltsvereine in einem Landesverband“, „Hilfsorgan für den DAV in Bayern“ und „Schwesterorganisation für die speziellen Interessen der bayerischen Anwälte" sein. Dr. Friedlaender wurde zum Vorsitzenden des Bayerischen Anwaltsverbandes gewählt.

Von 1924 bis 1933 war er auch Mitglied des Vorstandes des DAV. Dr. Friedlaender blieb Vorsitzender des Bayerischen Anwaltsverbandes bis am 17.12.1933 die Auflösung des BAV durch den „Reichsjuristenführers" erzwungen wurde.

Vereinszeitschrift in dieser Zeit
BAV: Mitteilungen des Bayerischen Anwaltsverbandes, 1919 - 1922, 1928
DAV: Juristische Wochenschrift 1872 - 1934,
Nachrichten für die Mitglieder des Deutschen Anwaltvereins 1914 - 1926,
Anwaltsblatt 1926 - 1934

1951 - 1979

Im Oktober 1951 wurde der Bayerische Anwaltverband auf Anregung von Dr. Robert Geigel neu gegründet. Zum Gründungspräsidenten wurde Dr. Fritz Ostler gewählt. Dr. Ostler war seit Dezember 1949 auch Vorsitzender des wieder gegründeten Münchener Anwaltsvereins.

Auf Betreiben von Dr. Ostler wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 01.04.1978 beschlossen, den BAV als Verein eintragen zu lassen. Dies geschah wenig später am 23.06.1978. In der Mitgliederversammlung vom 20.10.1979 stellte Dr. Ostler nach 28-jähriger Präsidentschaft im BAV sein Amt zur Verfügung und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Vereinszeitschrift in dieser Zeit
BAV: (-)
DAV: Anwaltsblatt ab 1950,
Neue Juristische Wochenschrift ab (1947), 1948 als Fortführung der JW

1979 - 2000

1979 wurde Wolfgang Burnhauser aus München zum Präsidenten des BAV gewählt. Kurze Zeit zuvor war er zum Mitglied des Bayerischen Senats (der nach der Bayerischen Verfassung bis 1999 bestehenden zweiten Kammer neben dem Landtag) gewählt worden. Er verstand es, beide Tätigkeiten zum Nutzen der Rechtspflege einzusetzen.

1984 wurden die Geschäftsstellen des Münchener Anwaltsvereins und des BAV zusammengelegt. Rudolf Korbel aus München betreute beide Vereinigungen als Geschäftsführer bis zu seinem Tod im Jahre 1995.

Bei den Neuwahlen 1996 wurde Werner Kästle aus München zum Präsidenten des BAV gewählt. Im selben Jahr wurde die Vorstandschaft von fünf um zwei weitere Personen auf insgesamt sieben Vorstandsmitglieder durch eine Satzungsänderung erweitert. Ziel war, die Arbeit des BAV zu intensivieren und in die einzelnen Anwaltvereine in den sieben Regierungsbezirken Bayerns miteinander zu verbinden.

Durch eine Satzungsänderung des Deutschen Anwaltverein ebenfalls im Jahre 1996 erhielten die Landesverbände gemeinsam den Status eines außerordentlichen Mitglieds des Deutschen Anwaltsvereins. Der Obmann der Landesverbandskonferenz erhielt einen Sitz im Vorstand des Deutschen Anwaltsvereins. Die Landesverbände des DAV treffen sich jährlich im Herbst zur Landesverbandskonferenz.

Vereinszeitschrift in dieser Zeit
BAV: (-)
DAV: Anwaltsblatt ab 1950, Neue Juristische Wochenschrift ab (1947),
1948 als Fortführung der JW
Europa im Überblick (per Mail) seit März 1999

ab 2000

In der Mitgliederversammlung im Jahre 2000 wurde Anton Mertl aus Rosenheim zum neuen Präsidenten gewählt. In den zehn Jahren seiner Amtszeit setzte sich Mertl stark für die Weiterentwicklung des BAV vom reinen Lobbyverband zum Berufsverband mit großem Angebotsspektrum für seine Mitglieder ein. Besondere Schwerpunkte lagen dabei im Bereich des anwaltlichen Marketings und des Verbandsmarketings.

Auf die Initiative von Anton Mertl wird seit 2001 der Max-Friedlaender Preis durch den BAV verliehen.

Seit 2010 ist Michael Dudek aus München Präsident des BAV.

Vereinszeitschrift in dieser Zeit
BAV: Mitgliederbrief September 2005 - Januar 2012
DAV: Anwaltsblatt ab 1950
Neue Juristische Wochenschrift ab (1947), 1948 als Fortführung der JW
DAV Depesche (per Mail) ab November 2002
 

Literatur

  • 125 Jahre Deutscher Anwaltverein, Ein Überblick, Deutscher Anwaltverein, 1982
  • Anwälte und ihre Geschichte, Zum 140. Gründungsjahr des Deutschen Anwaltvereins, Deutscher Anwaltverein (Hrsg.), 2011
  • Felix Busse, Deutsche Anwälte. Geschichte der deutschen Anwaltschaft 1945-2009. Entwicklungen in West und Ost, 2009
  • Max Friedlaender, Lebenserinnerungen, Bayerischer Anwaltverband e.V. (Hrsg.), 2018 (→ Publikationen)
  • Fritz Ostler, Die deutschen Rechtsanwälte 1871-1971, 1971
  • Hans-Jürgen Rabe, 140 Jahre Deutscher Anwaltverein, Versuch einer Bilanz,
    AnwBl. 2011, S. 593-606
  • Adolf Weißler, Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905

Zeitgeschichtliches Archiv

  • Ein Jahrhundert Bayerischer Anwaltverein (→ PDF)
    Auszug aus dem Festvortrag des Präsidenten des Bayerischen Anwaltverbandes, RA Dr. Fritz Ostler, gehalten bei der 100-Jahr-Feier des Bayerischen Anwaltverbandes am 21. Oktober 1961 in Nürnberg
    Quelle: Anwaltsblatt 1962, S. 185 ff. mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Anwaltvereins
     
  • „Die Geschichte der Anwaltschaft", 1905, Adolf Weißler